Zum Wiederlesen: Peter Handkes „Wunschloses Unglück“ ist nach wie vor ein gutes Okular für die notwendig Klarheiten schaffende Betrachtung unserer Mütter, der Frauen, die uns prägten. Ein sprachlich silberreines Antidot gegen den korrisionsanfälligen Formelvorrat für ein Frauenleben. Gibt Taschenbuchausgaben, gibt schöne Ausgaben. Gibt aber auch tolle antiquarische Raritäten, womöglich sogar vom späteren Nobelpreisträger signiert.

Auf die Fresse: Helene Hegemann ist sicherlich die kräftigste, durchzugstärkste, schnörkelloseste Analystin unserer Gegenwart. Keine Spielereien, keine Kunstkunst. Immer auf den Schmerzpunkt. Kein Gedöns. In „Striker“ kratzt sie ein Porträt unserer Gegenwart vom Asphalt. Es geht um Klassenkampf im Boxkäfig, um Mixed Martial Arts, um Eskapismus, um Empathie. Es geht um unsere zarten Seelen. Sicherlich ein Buch der Stunde. Erschienen bei Kiepenheuer & Witsch an der Kölner Domplatte.

Kopfkino und Home-Cinema: Deutschlands unbeugsamster, bester, spannendster TV- und Kinoregisseur hat mit „Sein oder Spielen“ die Summe seiner Erfahrungen mit Schauspielern, Schauspielerei und der Arbeit für den Film aufgeschrieben. Dominik Grafs Ton ist dabei umwerfend, unverbastelt, direkt, immer aus dem Vollen. Schon die Cover-Gestaltung vom C.H. Beck Verlag: eine Wucht. Allerdings ist dieses Buch auch gefährlich, Sie werden all die Filme sehen wollen, über die er schreibt, die der anderen, die eigenen, all die tollen Stars. Das Buch lesen Sie weg, die Filme schauen Sie noch Monate lang. In den Hauptrollen Götze George, Heinz Hoenig, Gudrun Landgrebe, Jessica Schwartz, Martina Gedeck, Herbert Knaup, Roland Zehrfeld, Horst Buchholz, sogar Trio und Greta Scacchi. Ein Buch voller Stilkraft. Kino- und Fernsehgeschichte von den 20ern bis in die Gegenwart.

Für die Mainmetropole: „Lieblingsorte in Frankfurt“ ist ein von sage und schreibe 20 Illustratoren liebevoll gestaltetes und von Amelie Person herausgegebenes Buch über immer lohnende und auch wenig durchgenudelte Ausflugsziele in Frankfurt. Erschienen im gut geführten Societäts Verlag. Natürlich ist da auch das Literaturhaus an der Schönen Aussicht dabei. Ein Buch, dass Sie zweimal kaufen, einmal für Freunde, dann für den eigenen Gebrauch. Man sieht nur, was man weiß.

Für vieles andere vertrauen Sie der Buchhandlung vor Ort.

Hauke Hückstädt, 1969 in Schwedt an der Oder geboren, ist nach Stationen in Hannover und Göttingen, seit 2010 Leiter des Literaturhaus Frankfurt am Main und Vorsitzender des Netzwerks der Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und Schweiz. Er lebt dort mit seiner Familie. Er ist außerdem tätig als Autor, Herausgeber, Lehrbeauftragter, Coach für Bühnenpraxis und Kritiker. Er ist Fachkurator Literatur der Jürgen Ponto-Stiftung. Als Initiator und Herausgeber des Veranstaltungs- und Buchprojekts „LiES! – Literatur in Einfacher Sprache“ (Piper Verlag) erhielt er 2024 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Autor

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Hauke Hückstädt
Leiter des Literaturhaus Frankfurt am Main